
Wenn in Damüls die Lichter in den Häusern nach und nach ausgehen und die Nacht das Dorf umarmt, beginnt draußen etwas, das man nicht planen kann – sondern erleben muss. Menschen treffen sich, bekommen eine Sturmlaterne in die Hand gedrückt und machen sich gemeinsam auf den Weg. Kein Lärm, kein Tempo. Nur Schritte im Schnee und warmes Licht in der Dunkelheit.
Begleitet wird die Gruppe von der Bergrettung Damüls. Für sie ist diese Wanderung mehr als ein Programmpunkt im Winterkalender. „Wir gehen diese Wege oft“, sagt Bergretter Christoph Schäfer, „aber mit den Laternen und den Gästen fühlt es sich jedes Mal anders an. Man nimmt sich Zeit – für die Landschaft und füreinander.“
Das Licht der Laternen zeichnet weiche Kreise in den Schnee, Gesichter werden sichtbar, Gespräche entstehen fast von selbst. Der Blick öffnet sich auf die umliegenden Berge, die im Dunkel ruhen. Vom Annalper Stecken bis zum Damülser Horn liegt die Bergwelt still da – kraftvoll und zugleich beruhigend.
Jedes Jahr steht die Wanderung unter einem eigenen Thema. Es geht um die Geschichte der Walser, um das Leben im Dorf, um das, was Damüls ausmacht. „Viele Gäste kommen immer wieder“, erzählt Schäfer. „Sie wollen nicht nur wandern, sie wollen verstehen, wie wir hier leben.“
Unter den Teilnehmenden sind Menschen aus ganz Europa. Manche nehmen lange Anreisen auf sich, um genau dieses Gefühl wiederzufinden. „Es ist diese Ruhe“, sagt ein Gast aus den Niederlanden, „und dass man hier sofort dazugehört.“
Nach rund achtzig Minuten endet der Weg – nicht abrupt, sondern sanft. Im Hertihof warten Glühwein und alkoholfreier Punsch, Lachen mischt sich unter die Gespräche. Niemand muss an den Rückweg denken, die Bergrettung bringt alle sicher zurück zu ihrer Unterkunft.
Vielleicht ist es genau das, was Damüls so besonders macht: Dass hier Menschen zusammenkommen, die Verantwortung füreinander übernehmen. Dass Tradition nicht inszeniert wird, sondern gelebt. Und dass ein einfacher Spaziergang mit einer Laterne zu einem Erlebnis wird, das bleibt – lange nachdem das Licht wieder erloschen ist.